Seefrachtspediteure im Sog des Ratenverfalls

DVZ-UMFRAGE ZUR SEEFRACHT

27.01.09 | Die Aussichten für die Seefrachtspediteure sind 2009 trüber denn je. Als Folge der weltweiten Rezession sind volumenstarke Märkte eingebrochen. Die Raten sind so niedrig wie noch nie. Und die Wende ist nicht in Sicht.


„So dramatisch war der Ratenverfall noch nie“, fasst Hans-Joachim Schacht, Leiter des Seefrachtgeschäfts bei Kühne+Nagel, die Lage zusammen. Die Bemühungen der Carrier, den Preisrutsch durch Kapazitätsabbau zu stoppen, haben nach DVZ-Recherchen keine Früchte getragen.

Damit ist nach allgemeiner Überzeugung die Talsohle erreicht. „Weiter nach unten kann es nicht mehr gehen“, meint etwa Andreas Boedeker, Seefrachtchef bei DHL Global Forwarding. Für die Spediteure ist die Preispolitik der Reeder längst nicht mehr nachvollziehbar. Völlig unverständlich findet Dominik Tichelkamp, Chief Officer Products and Procurement bei Panalpina in Basel, „dass die Reeder solche Raten auch für längerfristige Geschäfte anbieten und damit die schlechten Ertragsaussichten festschreiben“.


Die Abschwächung trifft nicht alle Seefrachtspediteure gleichermaßen. „Es hängt sehr von den Branchen ab“, verdeutlich Thomas Eisenblätter, Geschäftsführer bei Fr. Meyer’s Sohn in Hamburg. „Alles, was an der Autoindustrie hängt, einschließlich Chemie, ist stark betroffen.“ Komplett zusammengebrochen sind volumenstarke Trades wie der Export von Holz, Altpapier und Schrott nach den USA und Asien.

Auf die Exporte von Industrieausrüstungen und Baumaschinen hat sich die Krise hingegen noch nicht ausgewirkt. Es gibt auch Fahrtgebiete mit nach wie vor stabiler Nachfrage, merkt Boedeker an: „Das sind beispielsweise die Verkehre von Asien nach Mittelost, Lateinamerika und Osteuropa.“

Eine Wende kann es nach allgemeiner Überzeugung nur geben, wenn die Reeder mehr Kapazität abbauen. Mit einer Belebung der Nachfrage wird auf kurze Sicht nicht gerechnet. „Erst gegen Ende 2009/Anfang 2010 werden die Konjunkturprogramme wieder zu einem moderaten Wachstum des Seefrachtvolumens führen“, erwartet Wolfgang Dräger, Seefrachtchef bei DB Schenker.

Als Folge des Rateneinbruchs rechnen die Spediteure mit sinkenden Margen, zumal auch die Kunden in der verladenden Wirtschaft Druck machen. „Der Ton wird rauer“, merkt Eisenblätter an. Für Dräger folgt daraus, „dass der Druck zu einer möglichst effizienten Gestaltung der Prozesse wächst“. Keiner der Befragten sieht allerdings die Notwendigkeit, über den Abbau von Arbeitsplätzen nachzudenken.

Gewisse Sorgen macht den Spediteuren die Gefahr von Leistungsstörungen aufgrund von Insolvenzen. – Boedeker: „Man schaut schon genauer hin, bei wem man bucht.“

Quelle: DVZ 27.1.2009 http://www.dvz.de/index.php?id=329&uid=5911